Übergroß oder niedlich klein, mit Diamanten besetzt oder minimalistisch-schlicht, mechanisches Kaliber oder Quarzwerk: Frauen können heute jede Armbanduhr tragen. Einige Exemplare machen sich besonders gut an zarten Handgelenken. Fotos: Hersteller
Die Uhrenwelt hat den Damen viel zu verdanken. So wurde die erste Armbanduhr 1810 vom legendären Abraham-Louis Breguet für Caroline Murat, die Königin von Neapel, erschaffen. Zu diesem Zeitpunkt war bei den Herren der Schöpfung die Taschenuhr angesagt. Und das sollte noch für Jahrzehnte so bleiben. Bevor die Armbanduhr dann eine deutlich männliche Schlagseite bekam.
Eine Tatsache, die so seit einiger Zeit nicht mehr stimmt. Denn immer mehr Frauen interessieren sich nicht nur für Armbanduhren, sondern können sich auch für die Mechanik dahinter begeistern. Ein Umstand, dem auch immer mehr Hersteller Rechnung tragen. Warum sollte man mehr als 50 Prozent der Menschheit ausschließen? Das wäre allein ökonomisch gesehen ein riesiger Unfug. Und so kann das vermeintlich schwache Geschlecht heute auf eine Fülle von Zeitmessern zurückgreifen, egal ob überklein oder übergroß, puristisch oder exzentrisch, mit oder ohne Diamanten …


Die Legende lebt
Einer, der schon sehr früh erkannt hatte, dass sich Frauen robuste und präzise Armbanduhren wünschten, war Rolex-Gründer Hans Wilsdorf. Nicht umsonst wurde 1927 die britische Schwimmerin Mercedes Gleitze zur ersten Markenbotschafterin für Rolex: Sie durchschwamm den Ärmelkanal und trug dabei eine Oyster-Uhr.
Dieses Erbe lebt bis heute fort. So ist die schlichte Rolex Oyster Perpetual, die bekannteste Uhrenmarke der Welt, die heuer in drei dezenten, femininen Farben vorgestellt wurde, in verschiedenen Gehäusegrößen erhältlich – von niedlichen 28 bis zu großzügigen 41 Millimetern. Wie bei Rolex üblich tickt in allen Varianten ein mechanisches Werk mit automatischem Aufzug.
Fun Fact: Die für Rolex-Uhren so stilprägende Lupe über dem Datumsfenster verdanken wir Betty Wilsdorf-Mettler, der zweiten Ehefrau von Hans Wilsdorf. Als Fehlsichtige tat sie sich schwer, das Datum auf ihrer Datejust zu lesen. Was ihren Mann dann auf die Idee mit der Lupe brachte.
Auch Willy Breitling ließ sich von seiner schicken und charismatischen Frau Beatrice inspirieren: In den 1940er-Jahren führte Breitling die Linie Premier ein und machte einen der ersten Chronographen, der speziell für Frauen entworfen wurde. Anno 2025 bringt Breitling die Lady Premier, die sowohl Willy als auch Beatrice gefallen würde.
Die Linie behält die Feinheit für Dresswatches der Premier-Kollektion, führt aber gleichzeitig eine neue Designsprache ein: elliptische Gehäuse, Ombré-Alligatorlederarmbänder und Zifferblätter, die wie Seide schimmern. Es gibt die Uhren in unterschiedlichen Ausführungen, sowohl mit mechanischem Kaliber als auch mit „SuperQuartz“-Werk. Letzteres tickt in der 32-Millimeter-Ausführung.
Dass es am Uhrenmarkt in den vergangenen Jahren gewisse Schrumpfungstendenzen bei den Gehäusegrößen gab, lässt sich anhand der aktuellen Ingenieur-Kollektion von IWC Schaffhausen ablesen. Dort hat man der legendären, von Designerikone Gérald Genta entworfenen und sehr technisch anmutenden Ingenieur neue Maße gegeben: 35 Millimeter. Das freut auch Herren mit zarteren Handgelenken. Aber egal welche Größe, die robusten Features wie hohe Magnetfeldresistenz, das mechanische Kaliber und die Schrauben auf der Lünette blieben.
Apropos Ikone: Die 32 Millimeter große Patek Philippe Nautilus Ref. 7010G-013, deren Urform ebenfalls auf Genta zurückgeht, richtet sich an Uhrenliebhaberinnen, die einen sportlich-eleganten Look bevorzugen. Auffällig sind ihr azurblau lackiertes Zifferblatt mit dem für die Kollektion charakteristischen Wellenmotiv und die Diamanten auf der Lünette des 18-Karat-Weißgold-Gehäuses, in dem ein Quarz-Kaliber tickt. Dessen mechanische Komponenten wurden mit der für die Manufaktur typischen hohen Präzision verarbeitet.



Auffallend schön
Das ikonische Design der Luminor, ursprünglich als Taucheruhr für die italienische Marine entwickelt und weltweit bekannt wegen ihres markanten Kronenbügels und ihrer Kissenform, hat Panerai in Form der Luminor Due natürlich auch für schmalere Handgelenke zugänglich gemacht. In der Ausführung mit 38 Millimetern geht sie jedenfalls als unisex durch. Unnötig zu erwähnen, dass man beim Innenleben der Uhr keine Abstriche macht. Ein mechanisches Manufakturkaliber ist ein Muss.
Ein solches ist auch bei der Leica ZM1 Urban Green zu finden, eines für alle Damen (und Herren), die gern Hand anlegen, handelt es sich dabei doch um ein Handaufzugswerk. Überhaupt weist dieser Zeitmesser mit seinem auffälligen Fumé-Noir-Zifferblatt, das ein tiefes Dégradé von Grün zu Schwarz zeigt, ein paar Besonderheiten auf. Zum Beispiel die patentierte Drückerkrone zum Aufrufen des Zeiteinstellungsmodus, mit Sekundenrückstellfunktion und Anzeige des Einstellmodus. Das Milanaise-Armband rundet die Extravaganz der Uhr ab.
Spätestens seit dem fulminanten Erfolg des Blockbusters „Barbie“ dürfen Zeitmesser für Frauen auch wieder pink sein. Norqain geht in diesem Sinne mit gutem Beispiel voran und zeigt mit der Adventure Sport 37MM Pink, wie gut sich die zarte Farbe auf einer sportlichen Damenuhr macht. Die Edelstahluhr mit dem Drehring aus Rotgold und weißem Keramik-Inlay wird von einem Automatikwerk angetrieben. Das diametrale Gegenteil einer Sportuhr präsentiert Chopard: die mit Diamanten ausgefasste Imperiale Four Seasons aus Weißgold, mit der die Genfer ihre Kernkompetenzen aufs Vortrefflichste verbinden – die hohe Juwelierskunst, die hohe Uhrmacherkunst und Kunstfertigkeit. Die Imperiale verfügt nämlich nicht nur über einen diamantenen Schimmer, sondern auch über eine „poetische“ Komplikation: eine rotierende Scheibe mit feinster Intarsienarbeit und Perlmutt, die sich 365 Tage lang einmal um die eigene Achse dreht. Damit imitiert sie den wechselnden Kreislauf der Jahreszeiten. Eine Schmuckuhr, die wohl auch der Königin von Neapel sehr gut gefallen hätte.

