Starke Finanzmärkte, schwacher Immobilienmarkt: GlobalesVermögen steigt um vier Prozent auf 512 Billionen US-Dollar

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  • Globales Finanzvermögen legt 2024 um 8,1 Prozent auf 305 Billionen US-Dollar
    zu, vor allem in Nordamerika (+19 Billionen USD, +14,9 Prozent)
  • Weltweite Sachwertvermögen gingen leicht zurück auf 268 Billionen US-Dollar,
    Verbindlichkeiten verharren auf Vorjahresniveau (61 Billionen US-Dollar)
  • Vermögen der Österreicher:innen sinkt um drei Prozent auf 2,5 Billionen USD
  • Rund 400 „Superreiche“ besitzen hierzulande fast 40 Prozent des gesamten
    Finanzvermögens – 50.300 Dollarmillionäre in Österreich
  • Schweiz bleibt Finanzplatz Nummer eins, gefolgt von Hongkong und Singapur
  • Nur 28 Prozent des Wachstums der Vermögenswerte von Vermögensverwaltern
    in den vergangenen zehn Jahren stammen aus rein organischem Wachstum

Wien/Zürich, 24. Juni 2025 – Das weltweite Nettovermögen ist im Jahr 2024 um vier
Prozent gestiegen – auf 512 Billionen US-Dollar. Der Zuwachs stammt vor allem aus
höheren Finanzvermögen (Bargeld, Kontoguthaben, Schuldverschreibungen, Aktien und
Investmentfonds sowie Pensionen), die weltweit um 8,1 Prozent auf 305 Billionen USDollar wuchsen. Sachwertvermögen (Immobilien, Edelmetalle und andere physische
Anlagen) hingegen verloren weltweit an Wert – um 0,4 Prozent auf 268 Billionen USDollar. Die Verbindlichkeiten verharrten auf Vorjahresniveau bei knapp 61 Billionen
Dollar. Das sind Ergebnisse des BCG Global Wealth Report 2025: Rethinking the Rules for
Growth, der in diesem Jahr zum 25. Mal erscheint. Michael Kahlich, BCG-Partner in
Zürich und Co-Autor der Studie, sagt: „Das globale Vermögen ist zwar in Summe
gewachsen, doch profitiert haben nur wenige Regionen, vor allem Nordamerika, Teile
Asiens und des Nahen Ostens. Starke Finanzmärkte, vor allem in den USA, haben dabei
den schwächelnden Immobilienmarkt kompensieren können.“
Nordamerika liegt mit 147 Billionen US-Dollar weiterhin deutlich an der Spitze des
Rankings der Finanzvermögen, maßgeblich getrieben durch die USA (139 Billionen).
Der Report zeigt, dass sich hier der Reichtum am stärksten sowohl absolut als auch
prozentual vermehrt hat. Im vergangenen Jahr erhöhte es sich dort allein um knapp
15 Prozent beziehungsweise 19,1 Billionen US-Dollar. Die US-Börsen zählten 2024 zu
den weltweit stärksten Märkten, getragen durch Tech-Rallys, KI-Investmenttrends und
eine robuste Konjunktur. Der S&P 500 legte zweistellig zu. Zum Vergleich: Die Erhöhung
des Finanzvermögens in den USA im vergangenen Jahr entspricht fast dem gesamten
Vermögen in Deutschland, Sachwerte inklusive. Im Vermögens-Ranking (Financial
Wealth) hinter den Vereinigten Staaten folgen China (36 Billionen USD), Japan
(15 Billionen USD) und Deutschland (11 Billionen USD).

Österreichische Vermögen stagnieren – Sachwerte verlieren an Wert
Das Gesamtnettovermögen der Österreicher:innen sank 2024 um 85 Milliarden USDollar auf 2,5 Billionen US-Dollar. Die Finanzvermögen sind leicht geschrumpft (-0,3
Prozent), die Sachwerte verloren 5,2 Prozent. „Die anhaltend höheren Zinsen belasten
in Österreich weiterhin die Wertentwicklung am Immobilienmarkt, der hierzulande
traditionell ein sehr hohes Gewicht hat“, sagt BCG-Partner Kahlich. Rund zwei Drittel
der Vermögen sind hierzulande in Sachwerte investiert (1,7 Billionen US-Dollar).

Fast 85.000 „Superreiche“ weltweit – Drittmeiste in Deutschland
Weltweit gibt es mittlerweile 84.700 „Ultra High Net Worth Individuals“ (UHNWI). Diese
Superreichen besitzen jeweils mehr als 100 Millionen US-Dollar Finanzvermögen, sie
besitzen 14 Prozent des weltweiten Finanzvermögens. Die meisten davon, mehr als
33.000, leben in den USA, gefolgt von China (9.200) und Deutschland (3.900). Auf den
weiteren Plätzen folgen Japan, Frankreich und Kanada mit jeweils rund 3.000. Der
Report zeigt: Je höher das Anfangsvermögen des Einzelnen war, desto höher waren auch
die Zuwächse im vergangenen Jahr. Das gilt auch in Österreich, wo die Superreichen
ihre Finanzvermögen 2024 um ein Prozent mehren konnten. Hierzulande besitzen die
UHNWI etwa 37 Prozent des gesamten Finanzvermögens im Land. Auch die Zahl der
Dollarmillionäre in Österreich wächst: Etwa 50.300 Menschen besitzen derzeit mehr als
eine Millionen US-Dollar Finanzvermögen. Die Zahl ist im vergangenen Jahr um etwa
2.160 (etwa 4 %) gestiegen.
Dem entgegen stehen 7,3 Millionen Österreicher:innen, die weniger als 250.000 USDollar Finanzvermögen besitzen. Zusammengerechnet gehören dieser Gruppe nur etwa
ein Drittel (32 %) des gesamten Finanzvermögens im Land. Die Berechnungen der
Studienautoren zeigen, dass sich dieser Trend in den kommenden fünf Jahren anhalten
wird. Die Superreichen vereinen nach BCG-Prognosen 2029 etwa
39 Prozent des gesamten Finanzvermögens in Österreich auf sich, das sogenannte
Massensegment (bis 250.000 USD-Vermögen) 30 Prozent. Je niedriger in der
Vermögenspyramide angesiedelt, desto niedriger auch der Vermögenszuwachs der
Einzelnen. „Sehr wohlhabende Anleger haben einen höheren Anteil ihres Vermögens
am Kapitalmarkt und in renditestarken Anlageklassen wie Private Equity investiert“,
erklärt BCG-Partner Kahlich. „Weniger Vermögende setzen eher auf risikoärmere
Anlagen mit niedrigerer Rendite, wie etwa Tagesgeld, Bargeld oder Versicherungen.“

Schweiz bleibt Finanzplatz Nummer eins – dicht gefolgt von Hongkong
In den vergangenen Jahren haben zahlreiche (geopolitische) Krisen die Märkte
aufgewühlt. Sobald makroökonomische Unsicherheiten vorherrschen, nehmen die
Vermögensströme über Ländergrenzen hinweg zu. „Investoren nutzen in turbulenten
Phasen verstärkt sichere Häfen im Ausland“, sagt Wealth-Management-Experte Kahlich.
„Das trifft vor allem auf die sehr wohlhabenden Kunden der Vermögensverwalter zu.“
Die sogenannten Cross Border Assets sind im Jahr 2024 um fast 9 Prozent auf 14,4
Billionen US-Dollar weltweit angewachsen. Die Schweiz als „Booking Center“ verfügt
weiterhin über das höchste Anlagevermögen (2,7 Billionen US-Dollar), ist mit 6 Prozent
zuletzt jedoch weniger stark gewachsen als die weltweite Nummer zwei, Hongkong
(ebenfalls 2,7 Billionen USD, 9,6 % plus). An dritter Stelle folgt Singapur mit einem
verwalteten Vermögen von 1,9 Billionen US-Dollar, das gegenüber dem Vorjahr um 11,9
Prozent zulegen konnte. Damit verzeichnete Singapur neben den Arabischen Emiraten
(plus 11,1 %) das höchste prozentuale Wachstum der sogenannten Cross Border Assets.

Vermögensverwalter sollten auf organisches Wachstum setzen
Nur 28 Prozent des Wachstums der Vermögenswerte von Wealth Managern in den
vergangenen zehn Jahren stammen aus rein organischem Wachstum, also neues
Nettoanlagevermögen durch bestehende Kundenberater – in etablierten Märkten sogar
nur 22 Prozent. Stattdessen haben sich viele Institute auf externe Hebel wie
Übernahmen, Marktperformance und das Abwerben von Beratern verlassen. Diese
Strategien stoßen angesichts geringerer Wachstumsaussichten und alternden
Kundenberatern jedoch zunehmend an ihre Grenzen. „Was die heutigen Gewinner
auszeichnet, ist nicht mehr die Marktperformance oder der Zugang zu Top-Bankern,
sondern die Fähigkeit, organisch zu wachsen“, sagt Michael Kahlich. Unternehmen, die
gezielt in die Befähigung ihrer Berater, den Markenaufbau und Strategien zur
Ansprache der nächsten Kundengeneration investieren, performen besser – sowohl
beim Umsatz als auch bei der Bewertung.
Der Report nennt vier zentrale Hebel für Vermögensverwalter, um ihr organisches
Wachstum zu stärken: Eine klar positionierte Marke mit digitaler Sichtbarkeit schafft
Vertrauen und Relevanz. Künstliche Intelligenz – insbesondere GenAI – ermöglicht eine
präzise Identifikation vielversprechender Neukunden und eine personalisierte
Ansprache. Datengetriebene Empfehlungen helfen, Kundenbedürfnisse frühzeitig zu
erkennen und gezielt Lösungen anzubieten. Und nicht zuletzt ist eine digitale,
individualisierte Ansprache der nächsten Kundengeneration entscheidend. „Die
Spielregeln verändern sich“, sagt Kahlich. „Wer KI-gestützte Kundenansprache,
personalisiertes Onboarding und digitale Tools konsequent einsetzt, wird die nächste
Wachstumswelle für sich gewinnen. Vermögen entsteht weltweit – die Kunst wird darin
liegen, es auch zu erschließen.“