Es muss nicht unbedingt der Bankkredit sein. Für KMU stehen etliche Varianten alternativer Finanzierungen zur Verfügung – dabei heißt es aber, auf Vor- und Nachteile zu achten.
Text: Robert Prazak
Liquidität ist einer der wichtigsten Faktoren für Unternehmen – doch KMU stoßen bei der Suche nach einer Finanzierung bisweilen auf Hürden. Klassische Bankkredite sind angesichts der strengen Vorgaben am Finanzmarkt heute nicht immer so leicht zu bekommen. Es gibt aber andere Möglichkeiten und alternative Finanzierungen gewinnen an Bedeutung. Interessant sind beispielsweise die unterschiedlichen Varianten einer Mezzaninfinanzierung – ein Mittelding zwischen Eigen- und Fremdkapital. Firmen können sich damit Kapital holen, ohne Anteile abgeben zu müssen. Meist sind es Unternehmen mit einem bewährten Geschäftsmodell, die nun expandieren möchten und dafür die nötige finanzielle (Mehr-)Ausstattung benötigen.
Die bekannteste Form sind Genussscheine, wobei Investoren zwar Aussicht auf gute Renditen haben, aber kein Stimmrecht erhalten. Dem Unternehmen selbst bringt das frisches Kapital, ohne sich langfristig verschulden zu müssen oder sich den Investoren auszuliefern. Auch Wandelanleihen (Anleihen, die später zu Firmenanteilen werden können) und nachrangige Darlehen (höhere Zinsen, aber höheres Risiko im Insolvenzfall) sind beliebt.

– Stefan Petrikovics –
SMG Holding
Wie der Börsengang leistbar wird
An der Börse präsent zu sein, ist für viele Unternehmerinnen und Unternehmer das Nonplusultra. Die Hürden scheinen dafür aber hoch zu sein, denn die Kosten und vor allem der Aufwand – auch der laufende nach dem IPO – sind nicht zu unterschätzen. Eine Variante ist ein Reverse IPO, bei dem die Firma mit einem bereits börsennotierten Unternehmen fusioniert wird. Darauf spezialisiert hat sich die SMG Holding, die sich als IPO-Sponsor bezeichnet. „Viele Unternehmen nutzen den Börsengang nicht nur zur Kapitalbeschaffung, sondern auch als Sprungbrett für internationales Wachstum“, weiß SMG-Chef Stefan Petrikovics.
Eine gute Möglichkeit in Österreich ist auch das Marktsegment „direct market plus“ der Wiener Börse, das seit 2019 besteht. Es wurde speziell für KMU konzipiert und soll diesen einen raschen und kostengünstigen Zugang zum Kapitalmarkt ermöglichen. Damit nicht nur die Schwergewichte der heimischen Wirtschaft ihre Aktien an der Börse handelbar machen können, gibt es hier weniger scharfe Zugangsvoraussetzungen und auch Folgepflichten. Unverzichtbar ist dabei die Begleitung durch einen sogenannten Capital Market Coach über den Zeitraum eines Jahres; im Handel selbst sind sowohl fortlaufender Handel mit mehreren Auktionen als auch reine Auktionsverfahren möglich. Anforderungen sind unter anderem das Vorlegen von Jahresabschluss und Halbjahresbericht sowie ein Unternehmenskalender. KMU könnten einen solchen Börsengang „light“ auch gut für die Sichtbarkeit nach außen nutzen, etwa über soziale Medien und Börsenradio-Interviews.
Alternativen im Überblick:
Diese Formen alternativer Finanzierungen sind für KMU attraktiv:
Börsengang / IPO: Aufnahme von Eigenkapital durch Emissionen von Aktien an der Börse; verbunden mit
Publizitätspflichten, Offenlegung von Zahlen etc.; außerdem Mitspracherecht für Aktionäre. Die Wiener Börse bietet speziell für KMU das Segment „direct market plus“ an.
Reverse IPO: Sonderform eines Börsengangs, bei der ein bereits börsennotiertes Unternehmen genutzt wird – dieses dient als leere Hülle, womit Dauer und Aufwand eines Börsengangs deutlich reduziert werden können. Es gibt verschiedene Varianten eines Reverse IPO – so kann eine „Special Purpose Acquisition Company“ (SPAC) bereits über ein eigenes IPO zunächst Geld einsammeln, um dann eine Firma zu übernehmen.
Genussscheine: Finanzierungsinstrument, mit dem Firmen das Eigenkapital stärken können, ohne Kontrolle abzugeben. Je nach Bedarf kann etwa eine Gewinnbeteiligung vereinbart werden.
Wandelanleihen: Schuldverschreibungen, die Inhabern das Recht geben, sie später in Aktien des Unternehmens umzutauschen. Diese Variante ist damit eine Kombination aus der Sicherheit von Anleihen mit den potenziellen Kurszuwächsen von Aktien.
Nachrangige Anleihen: Festverzinsliche Anleihen, die für Investoren höhere Renditen versprechen, allerdings mit einem etwas höheren Risiko – im Insolvenzfall werden sie erst nach anderen Fremdkapitalgebern bedient (daher auch der Name).
Crowdfunding: Geldbeschaffung über Onlineplattformen wie Conda. Anleger setzen begrenzte Beiträge ein, erhalten aber keine Stimmrechte. Diese Variante bringt Vorteile im Marketing, erfordert aber Kommunikation und es braucht Transparenz. Crowdfunding ist in Österreich über das Alternativfinanzierungsgesetz geregelt, meist werden Nachrangdarlehen genutzt.