Monika Rosen, Börsenexpertin Österreichisch-Amerikanische Gesellschaft, Grande Dame der Finanzmarktanalyse.
Die Volksrepublik China feierte Anfang Oktober ihren 75. Geburtstag. Damit hat sie den einzigen anderen großen kommunistischen Staat, nämlich die Sowjetunion, knapp, aber doch geschlagen. Letztere ging 74 Jahre nach ihrer Gründung unter. Politologen sind der Überzeugung, dass man in Peking sehr darauf bedacht ist, das Schicksal des kommunistischen Nachbarn im Norden zu vermeiden. Und das bedeutet, China muss seine wirtschaftlichen Probleme in den Griff bekommen. Die Hoffnung, das Reich der Mitte würde mit dem Auslaufen von Covid-19 rasch auf den alten Wachstumspfad zurückkehren, erwies sich als trügerisch. Der Konsum zeigt nach wie vor Schwäche, dazu kommt die anhaltende Krise im Immobiliensektor. Immer mehr verfestigt sich die Befürchtung, dass das Land sein Wachstumsziel von fünf Prozent heuer nicht erreichen könnte. Wenn sich aber die Stimmung unter den Konsumenten weiter verschlechtert, setzt das eine Abwärtsspirale in Gang. Etliche Investmenthäuser haben ihre Wachstumsschätzungen für 2025 schon nach unten angepasst. Goldman Sachs erwartet für nächstes Jahr in China beispielsweise nur mehr 4,3 Prozent, eine Sichtweise, die auch von der Weltbank geteilt wird. Peking hat auf die Datenlage reagiert und Anfang Oktober ein Konjunkturpaket angekündigt. Ein Gegenwert von 28 Milliarden Dollar soll noch vor Jahresende in die Wirtschaft gepumpt werden. Nach einer anfänglich enthusiastischen Reaktion der Märkte machte sich allerdings rasch Ernüchterung breit. Die Maßnahmen würden zu sehr im Bereich der Geldpolitik konzentriert sein, die Belebung des privaten Konsums werde zu wenig adressiert. Wenn dort aber keine Besserung eintritt, verstärken sich die deflationären Tendenzen. Und aus einer Deflation kommt man nur sehr schwer wieder heraus, das können sich die Chinesen von ihren Nachbarn im Osten, den Japanern, abschauen. Westliche Experten vertreten die Ansicht, dass Peking vor allem beim angeschlagenen Immobilienmarkt ansetzen müsste. Man könnte zum Beispiel dafür sorgen, dass die bereits verkauften, aber noch nicht fertiggestellten Immobilien fertiggebaut und übergeben werden. Bei den jeweiligen Käufern würde das die Stimmung sicher heben, so viel steht fest.