Goodbye Dollar?

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Monika Rosen, Börsenexpertin Österreichisch-­Amerikanische Gesellschaft, Grande Dame der ­Finanzmarktanalyse.

Die viel zitierte Zeitenwende ist nun offenbar auch in den USA angekommen. Eine erratische Zollpolitik mit fast täglich neuen Ankündigungen, der hohe Schuldenstand und generell ein gewisser Vertrauensverlust in den Status der Vereinigten Staaten als „sicherer Hafen“ haben die Finanz­märkte nachhaltig erschüttert. Am deutlichsten wird das beim Dollar. Der hat, gegenüber einem breiten internationalen Währungskorb, seit seinem Hoch im Jänner über zehn Prozent abgegeben. Damit erweist sich die US-Währung neben dem Ölpreis als eine der schwächsten Anlageklassen des heurigen Jahres.

Derzeit wird im Kongress über das Steuerpaket von Präsident Trump beraten. Es sieht einige weitreichende Steuererleichterungen sowohl für Private als auch für Unternehmen vor und würde in der derzeitigen Form den Schuldenstand der Vereinigten Staaten in den nächsten zehn Jahren um rund vier Billionen Dollar erhöhen. Vor diesem Hintergrund sah sich nun auch Moody’s als letzte große Ratingagentur veranlasst, die Kreditwürdigkeit der USA um eine Stufe herabzusetzen. Auch wenn der Schritt unmittelbar kaum Auswirkungen an den Märkten hatte, so sind die USA beim Thema Staatsanleihen doch verwundbar. Rund ein Drittel aller Treasuries wird von internationalen Investoren gehalten. Wenn sie ihren Appetit auf diese Anleihen verlieren, steigen die Zinsen, damit wird der Schuldendienst für die USA noch teurer. Der schwächere Dollar hat aber auch Auswirkungen auf den privaten Konsum. Zusammen mit den gestiegenen Zöllen verteuert er die Importe, was wiederum die Inflation schürt. Noch scheint sich das in den volkswirtschaftlichen Daten nicht wirklich niederzuschlagen. In einigen Teilbereichen des Einzelhandels, z. B. bei Autos, kam es zu Vorziehkäufen und damit eigentlich zu einer Belebung der Konjunktur. Die Konsumenten haben bei diesen großen Anschaffungen zugeschlagen, bevor die Zölle voll wirksam werden. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass die Umsätze in diesen Segmenten in der zweiten Jahreshälfte nachlassen werden. Noch ist nicht wirklich klar, wie nachhaltig der Schaden ist, den die Wall Street mit ihrem Ruf als Fels in der Brandung genommen hat. Und was vielleicht noch wichtiger ist: wie sehr sich die Investoren in ihrem Anlageverhalten letztlich neu orientieren werden.