Angesichts der unberechenbaren US-Handelspolitik bleiben die Märkte volatil. Die Anleger fragen sich, wie sie damit umgehen sollen.
Antwort der Fondsexperten: Die langfristige Perspektive im Auge behalten und Investment-Opportunities nutzen.
Text: Christa Grünberg
Am 2. April hatte US-Präsident Donald Trump hohe Importzölle auf Waren vieler Länder angekündigt. Mit diesem sogenannten „Liberation Day“ begann für Investoren ein starkes Auf und Ab der Börsenkurse. Nach der Abwärtsbewegung sorgten teilweise Rückzieher Trumps, diverse Verhandlungen und Gerichtsurteile wieder für eine Erholung des globalen Aktienmarkts, gemessen am MSCI World. Doch die Unsicherheit hält an.
Märkte mit Aufholpotenzial vs. USA
Laut Raiffeisen KAG wird selbst ein reduziertes Zollniveau wirtschaftliche Kosten verursachen. „Und Rückschläge in den Verhandlungen, insbesondere mit China, können jederzeit wieder eine kleinere Korrektur auslösen. Nach der beeindruckenden Rallye empfehlen wir deshalb kurzfristig eine eher defensive Positionierung und können uns in den nächsten Monaten durchaus anhaltend eine hohe Volatilität vorstellen, die zwischenzeitig dann noch einmal bessere Kaufniveaus bringt“, sagt Hannes Cizek, CEO Raiffeisen Capital Management. Nach der massiven Outperformance der großen US-Tech-Konzerne, und damit der US-Börsen, in den letzten Jahren erwartet man für die nächste Zeit ein Aufholen vernachlässigter Regionen, wie z. B. Europas. „Wenn sich der Bewertungsabschlag europäischer Börsen versus USA nur normalisiert, würde das für eine – im ersten Quartal 2025 ja bereits begonnene – Outperformance Europas reichen.“ Umsetzen ließe sich dies etwa durch nachhaltige Fonds mit Fokus auf Österreich und Osteuropa, nämlich den Raiffeisen-Nachhaltigkeit-ÖsterreichPlus-Aktien und den Raiffeisen-Zentraleuropa-ESG-Aktien.
Auch Malte Kirchner, Head of German-speaking Europe bei DNB Asset Management, glaubt, dass Trumps Wirtschaftspolitik sowie die globalen Spannungen wahrscheinlich weiterhin Unruhe bereiten werden. Eine von mehreren widerstandsfähigen Strategien sieht Kirchner im DNB Fund Nordic Small Cap. „Gerade im aktuellen Umfeld bietet beispielsweise der nordische Small-Cap-Markt ein seltenes Gesamtpaket: starke Fundamentaldaten, günstige Bewertungen, regionale Diversifikation und strukturelle Abschirmung. Während viele große Märkte mit Bewertungsrisiken und politischen Unsicherheiten kämpfen, könnten die Börsen in Stockholm, Helsinki, Oslo und Kopenhagen zur stabilen Ertragsquelle der nächsten Jahre werden.“
Franklin Templeton macht ferner selektive Chancen in Asien aus. „Japan muss man ‚auf dem Schirm‘ haben. Das Land zeigt nunmehr dauerhafte Anzeichen von nachhaltiger Inflation und hat strukturell auf Wachstum umgeschaltet. Der Franklin Japan Fund bot im Jahr 2024 eine
außergewöhnliche Leistung und übertraf den Benchmark um 1.095 Basispunkte. Die Übergewichtung in inländischen Unternehmen und Marktanteilsgewinnern positioniert den Fonds gut, um von den verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen und dem Investitionszyklus in Japan zu profitieren“, erläutert Karl Banyai, Sales Director für Franklin Templeton in Österreich. Des Weiteren kommen Länder wie Indien und Indonesien in den Genuss strukturellen Wachstums, von Digitalisierung und Reformdynamik, was den breit aufgestellten Templeton Emerging Markets Fund ins Spiel bringt. Mutige Anleger könnten zudem mit dem Templeton Asian Smaller Companies Fund in wachstumsstarke, oft übersehene Unternehmen investieren. In die gleiche Kerbe schlägt die Raiffeisen KAG mit ihrem Raiffeisen-Asia-Opportunities-ESG-Aktien, einem Fonds mit Augenmerk auf vor allem chinesische Technologieführer mit kräftigen Kursabschlägen im Vergleich zu den USA und großen Exportmöglichkeiten in den Rest der Welt.


Chancenreiche Nebenwerte
Resistente Strategien zeigen dann ihren wahren Wert, wenn sich der Markt abschwächt. Für Malte Kirchner ist der global veranlagende DNB Fund Technology dafür ein gutes Beispiel: „Trotz der Turbulenzen im Big-Tech-Sektor im Jahr 2025 bleibt unsere Technologiestrategie stabil. Dies ist das Ergebnis eines aktiven Managements, einer intelligenten Diversifizierung und einer disziplinierten Risikokontrolle.“
Dass es im Tech-Investmentbereich auf Diversifikation ankommt, ist auch für TEQ Capital keine Frage. „Wir glauben, dass die interessantesten Investmentchancen abseits der großen US-Indizes im Bereich der globalen Nebenwerte zu finden sind, und konnten in den letzten Monaten in unseren Technologiefonds bereits aus diesem Potenzial Kapital schlagen“, meint Mike Judith, Chief Sales Officer, und schlägt den Small & Mid Cap Technologies vor. Hier erzielt man zusätzlich Vorteile von massiven Investitionen der großen US-Hyperscaler und Tech-Unternehmen in die künstliche Intelligenz. „Wir glauben, dass KI zusammen mit den Megatrends rund um Elektrifizierung und Digitalisierung zu wichtig ist, um dort in den nächsten Jahren nicht investiert zu sein – trotz aller Unsicherheit an den Märkten.“
Chancen der Infrastruktur
Eine weitere aussichtsreiche Branche stellt laut Fondsexperten der Bereich Infrastruktur dar. Dessen weltweiter Ausbau birgt gemäß Raiffeisen KAG und Franklin Templeton Anreize für ein langfristiges Investment, z. B. in den Raiffeisen-NewInfrastructure-ESG-Aktien oder den FTGF ClearBridge Infrastructure Value Fund. Der Trend zu vermehrten Investitionen in Lösungen zum Schutz gegen und zur Anpassung an den Klimawandel spricht für den Templeton Global Climate Change Fund.


Qualität trotz Stürmen
Viele Fondshäuser raten zu Qualitätstiteln mit robusten Geschäftsmodellen, insbesondere in Zeiten wie diesen. Dass solche Aktien ebenso in den USA zu finden sind, beweist der Franklin U.S. Opportunities Fund mit Zugang zu wachstumsstarken und soliden US-Firmen.
Comgest, der Investor für Quality Growth schlechthin, beobachtet, dass Betriebe mit globaler Aufstellung, starkem freiem Cashflow und klarer Preissetzungsmacht oft besser durch Phasen wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit navigieren können – unabhängig vom Sektor oder der Region. „Die Sensitivität gegenüber möglichen US-Zöllen ist dabei sehr unterschiedlich und hängt stark von der Wertschöpfungskette und dem Geschäftsmodell ab. Ein Großteil der Fonds-Unternehmen produziert lokal oder bietet essenzielle Produkte und Dienstleistungen mit stabiler Nachfrage“, erklärt Gerald Pistracher, Leiter Investor Relations Österreich, und verweist auf den Comgest Growth Europe Compounders.


Es bleibt unruhig
Weil Fidelity International Basiszölle von durchschnittlich rund 15 Prozent und damit die höchste Zollrate seit dem Zweiten Weltkrieg voraussieht, rechnet man weiterhin mit volatilen Märkten. Daher mache es Sinn, beim Aktienexposure diversifiziert zu sein. Iris Grümm, Director und Head of Sales Austria, empfiehlt den FF Global Equity Income Fund: „Als defensiver Kernbaustein investiert der Aktienfonds in attraktiv bewertete Qualitätsunternehmen mit guter Bonität und widerstandsfähigen Geschäftsmodellen, die sich in schwierigen Marktphasen bewähren können. Aufgrund seiner ausgewogenen geografischen Exposition – etwa die Hälfte der US-Allokation des MSCI All Country World Index und eines durchschnittlichen Wachstumsfonds – gewährt er einen entscheidenden Schutz vor US-spezifischen Risiken.“

Multi-Asset-Portfolios
Last, but not least sind an turbulenten Börsen Multi-Asset-Portfolios eine gute Alternative. „Je nach Risikoneigung kann der Anteil der aussichtsreichsten Anlageklasse Aktien entsprechend höher oder niedriger gewählt werden. Es gibt auch flexible Portfolios, wie unseren Multiple Opportunities, der seinen Anlagenmix je nach Marktlage anpasst. Liegt der Aktienanteil in guten Zeiten schon mal bei 80 Prozent, betrug dieser Ende April nach Absicherungen etwa 60 Prozent des Fondsvermögens. Zudem mischen wir unseren Portfolios Anleihen und nicht-physisches Gold bei“, betont Roland Sinkovits, Head of Sales Österreich bei Flossbach von Storch. Generell können Edelmetall-Anteile im Portfolio als Stabilitätsanker oder signifikant positiv zur Performance beitragen, wie zuletzt deutlich im DJE Multi Asset & Trends zu sehen war. Der globale Mischfonds von DJE Kapital setzt neben dem Assetklassen-Mix auf Megatrends wie KI. Der DJE – Zins & Dividende wiederum legt mindestens 50 Prozent des Fondsvermögens in hochwertigen Anleihen mit einer aktueller Verzinsung von im Schnitt 4,4 Prozent und maximal 50 Prozent in Aktien mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von derzeit drei Prozent an. Für Sales Director Jörg Peter Kroll ist der Fonds damit ein attraktives Basisinvestment für fast jedes Portfolio: „So wird eine stetige Rendite aus Zins- und Dividendenerträgen angestrebt und mit möglichen Aktienkursgewinnen kombiniert – mit dem Ziel einer möglichst anhaltend positiven Wertentwicklung bei geringer Volatilität und der weitestgehenden Vermeidung von Verlusten.“