Überraschende Manufakturwerke, neue Kollektionen, Erweiterungen bestehender Serien und ansprechende Farben prägen das erste Uhren-Halbjahr 2025.
Fotos: Hersteller
Es ist nicht weniger als eine Sensation, die Rolex im Frühjahr präsentierte. Die mit Abstand wertvollste Uhrenmarke der Welt hat es wieder einmal geschafft, das Publikum zu überraschen. Nicht nur, dass man mit der Land-Dweller die erste neue Kollektion seit dreizehn Jahren vorstellte, man verpasste der flachen, sportlichen Uhr mit integriertem Armband und dem auffälligen, mit Waben verzierten Zifferblatt auch gleich ein brandneues Innenleben.



Revolutionäre Alternative
32 Patente wurden allein in der siebenjährigen Entwicklungszeit für das bis dato modernste Uhrwerk von Rolex, das Kaliber 7135, angemeldet. Es ist mit einer hohen Taktfrequenz von fünf Hertz ausgestattet, schlägt also mit 36.000 statt der sonst üblichen 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (vier Hertz).
Das allein ist bei allem Enthusiasmus noch nicht unbedingt der Rede wert, wäre das Uhrwerk nicht mit einer neuartigen Hemmung ausgestattet. Diese „Dynapulse“ getaufte Hemmung verteilt die Energie, die das Federhaus zur Verfügung stellt, „rollend“ auf den Oszillator, was eine revolutionäre Alternative zur traditionellen Schweizer Ankerhemmung darstellt. Möglich ist dies, weil die Dynapulse-Hemmung größtenteils aus Siliziumteilen besteht. Dadurch ist sie sehr leicht, kann starken Magnetfeldern standhalten und mit einem wesentlich höheren energetischen Wirkungsgrad aufwarten als ein gewöhnlicher Mechanismus. Dass die Land-Dweller in verschiedenen Größen und in diversen Zifferblattvarianten angeboten wird, dürfte die Nachfrage ebenso anheizen wie ihre Retro-Anmutung.
Die trifft den Zeitgeist ebenso wie die wiederaufgelegte Ingenieur von IWC Schaffhausen. Deren Layout geht auf den legendären Uhrendesigner Gérald Genta zurück, dem die Welt bereits so ikonische Modelle wie die Nautilus (Patek Philippe) und die Royal Oak (Audemars Piguet) zu verdanken hat. Ein charakteristisches Designmerkmal der Ingenieur ist die markante Lünette, die mit fünf Funktionsschrauben auf dem Gehäusering fixiert ist. Eine Sonderedition der Ingenieur Automatic 40 ist das auf 1.000 Exemplare limitierte Modell aus Edelstahl samt grünem Zifferblatt mit „Grid“-Muster und vergoldeten Appliken. Aufgelegt wird sie anlässlich des Apple-Originals-Films „F1“, in dem es um einen fiktiven Formel-1-Rennstall geht. In den Hauptrollen zu sehen sind unter anderem Brad Pitt und Javier Bardem. Die bis zehn Bar wasserdichte Ingenieur Automatic 40 wird vom IWC-Manufakturkaliber 32111 angetrieben, das eine Gangreserve von unfassbaren 120 Stunden bietet. In der Tradition der Ingenieur schützt ein Innengehäuse aus Weicheisen das Uhrwerk wirksam gegen die Einflüsse von Magnetfeldern.


Meisterstück der Miniaturisierung
Kommt die Rede auf Manufakturkaliber, dann ist es gedanklich nur ein Katzensprung zu Patek Philippe. Selbstverständlich hat die Genfer Uhrenschmiede auch heuer wieder einige Schmankerl in petto, die Aficionados begeistern. Darunter die Referenz 5308.
Diese sogenannte Quadrupel-Komplikation mit Automatikaufzug ist eine Meisterleistung der Miniaturisierung und des Energiemanagements – wenn man sich vor Augen führt, welche Komplikationen im Gehäuse dieser Uhr Platz finden. Denn sie vereint eine Minutenrepetition, einen Schleppzeiger-Chronographen mit zwei neuen patentierten Mechanismen und einen augenblicklichen ewigen Kalender mit Fensteranzeigen.
Sehen wir uns kurz den Schleppzeiger-Chrono an: Hierbei handelt es sich um einen Ausnahmemechanismus, der zusammen mit der Minutenrepetition und dem Tourbillon zu den drei am schwierigsten zu realisierenden Komplikationen der Uhrmacherkunst gehört. Immerhin bedarf es eines ausgeklügelten Mechanismus, um einen zweiten zentralen Chronographenzeiger zu steuern, der jederzeit angehalten werden kann, um eine Zwischenzeit zu messen (oder eine Referenzzeit abzulesen), um ihn dann wieder freizugeben, damit er den anderen Sekundenzeiger im Bruchteil einer Sekunde „einholen“ kann und die beiden übereinanderliegenden Zeiger ihre Runde synchron und präzise fortsetzen.
Angetrieben werden die Komplikationen vom neuen leistungsoptimierten, automatischen Kaliber R CHR 27 PS QI. Es tickt in einem eleganten Gehäuse aus Weißgold mit durchbrochenen Bandanstößen und einem Sonnenschliff-Zifferblatt in coolem Eisblau.
Apropos Blau: „Rhône Blue“ heißt der Farbton, den Chopard dem Zifferblatt dieser speziellen Variante der Alpine Eagle verpasst hat. Aufgebracht auf purem Gold, ist er von einem der berühmtesten Flüsse der Alpen inspiriert, der Rhône, bekannt für ihre sanften und reinen Blautöne.
Eingebettet in diese coole Farbe ist bei sechs Uhr ein filigraner und leichter Tourbillonmechanismus, der dem Gesamtbild der Kreation einen besonderen Charakter verleiht. Dieses „fliegende“ Tourbillon scheint vollkommen ungebunden zu schweben und ist Teil des hauseigenen Kalibers L.U.C 96.24-L mit einer Bauhöhe von lediglich 3,30 Millimetern. Auf das ist man bei Chopard besonders stolz, denn man ist die einzige Manufaktur, deren Uhren mit fliegendem Tourbillon zweifach ausgezeichnet sind – mit dem Chronometer-Zertifikat sowie mit dem Genfer Siegel Poinçon de Genève. Die Uhr hat ein 41 Millimeter großes Gehäuse mit integriertem Armband, wird vollständig in den eigenen Werkstätten hergestellt und ist in der exklusiven Hauslegierung Lucent Steel gefertigt.
Während diese nur geschulte Augen bemerken, ist die Luminor sofort als eine Panerai zu erkennen, vereint sie doch eine ganze Reihe einzigartiger Merkmale. Allen voran die auffällige Kronenschutzbrücke mit Hebel, die sonst keine Uhr hat. Sie verhindert das Eindringen von Wasser in das Gehäuse und weist auf den militärischen Ursprung des ikonischen Modells als Toolwatch der italienischen Kampftaucher hin. Ihr Name wiederum geht auf eine von Panerai patentierte Leuchtmasse zurück. Auch sie wurde für die italienische Marine entwickelt. Form folgt bei Panerei klar der Funktion.
Heuer wird die Luminor-Marina-Kollektion von neuen Modellen mit mattschwarzem, weißem, grünem und blauem Zifferblatt ergänzt. Deren Herzstück ist das neue Kaliber P.980 mit Automatikaufzug und einer Gangreserve von drei Tagen. Seine durchgehende Unruhbrücke sorgt für mehr Stabilität und Ganggenauigkeit. Das Uhrwerk hat eine Sekundenstopp-Funktion, die bei Öffnung des Kronenhebels den Sekundenzeiger zur präzisen Zeiteinstellung anhält. Den sollte man wieder schließen, wenn’s ins Wasser geht. Interessante Farbtupfer bringt Norqain mit den Independence-Skeleton-Chrono Modellen in Titan Grade 5: eines mit violetten Details und ein weiteres in lebhaftem Jadegrün. Beide nur 94 Gramm „schwer“. Obwohl die Marke im Vergleich zu den hier genannten Herstellern relativ jung ist, hat sie in den letzten Jahren viele Anhänger gefunden, die den frischen Wind schätzen, den Norqain mitbringt. Dazu schmückt sich das Schweizer Familienunternehmen mit einem Manufakturkaliber, das in beiden Modellen tickt. Es heißt Norqain 8K, wurde in Partnerschaft zwischen Norqain und der Manufaktur AMT entwickelt und ist ein skelettiertes Flyback-Chronographen-Werk. Es ermöglicht auf Knopfdruck einen nahtlosen Neustart der Zeitmessung und ist für den Einsatz im hochintensiven Sport, im Intervalltraining oder bei Wettkämpfen gedacht. Also dort, wo jede Sekunde zählt.