Luxus, Meer und wenig fliegen

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Die schönsten First-Class-Mittelmeer-Kreuzfahrten für anspruchsvolle Seefahrer mit wenig Lust auf lange Flüge.
Text: Karl Riffert

Adria allerfeinst: Unterwegs mit der jüngsten Ultra-Luxus-Kreuzfahrtlinie der Welt

Herrliche Inseln, romantische Hafenstädte, ein Glas Champagner gleich beim Frühstück und auf Wunsch kosten­loser Kaviar auf der Terrasse eines Luxusliners. Eine Kreuzfahrt im Mittelmeer kann märchenhaft schön sein. Also beginnen wir gleich mit einer fast märchenhaften Geschichte. Ein neapolitanischer Fährenkapitän namens Gianluigi Aponte verliebt sich in Sorrent in eine junge Schweizerin, die wiederum die Tochter eines israelischen Bankiers
mit dem vielversprechenden Familiennamen „Diamant“ ist. Die beiden heiraten und gründen mit dem Geld des Schwiegervaters eine kleine Reederei mit geleasten Frachtschiffen. Sie nennen sie Mediterranean Shipping ­Company, kurz MSC. Das war 1970.

2025 lebt Gianluigi Aponte, inzwischen 85, in Genf und gilt mit seiner Familie als fünftreichster Schweizer (geschätztes Vermögen: 33 Milliarden Euro). Zu seinem maritimen Imperium gehören aktuell rund 900 Schiffe. Aus MSC wurde die größte private Container-Schifffahrtsgesellschaft der Welt mit derzeit 793 Tankern. Dazu kommen Beteiligungen an über 100 Hafengesellschaften und unter anderem die im unteren Preissegment operierende Kreuzfahrt-Tochter MSC. 2023 kam Explora Journeys hinzu, eine Ultra-Luxus-Cruise-Line, die vorerst im Mittelmeer (Sommer) und in der Karibik (Winter) mit zwei 900 Passagierschiffen (Crew: je 670), der Explora 1
und 2, operiert. Weitere vier Schiffe folgen in den nächsten Jahren, die Explora 3 im Juli 2026.

Luxus bedeutet auf See vor allem Platz, weniger Passagiere, aufmerksamer Service, hochwertiges Essen und inkludierte Extras. Während bei billigen Anbietern wie Costa & Co die Kabinengröße bei 17 Quadratmetern beginnt, reisen die Passagiere auf den baugleichen Schiffen Explora 1 und 2 ausschließlich in Suiten, die bei 35 Quadrat­metern beginnen. Dazu kommen 6.250 Quadratmeter an Außen- und Promenadendecks und 700 Quadratmeter Thermalbereich. Jeder Passagier hat seinen eigenen Butler (der elf Suiten betreut), das Hochgeschwindigkeits-WLAN ist natürlich kostenlos, und anders als etwa bei der Europa 2 sind alle Getränke, vom Kaffee bis zum Cocktail, inkludiert (ausgenommen: hochpreisige Weine à la Mouton Rothschild).

Unser Routentipp: Eine Seefahrt de luxe im westlichen Mittelmeer von Rom bis Barcelona im Sommer 2025 oder auch 2026, die Routen variieren geringfügig. Angesteuert werden Traumziele wie zum Beispiel Sorrent an der Amalfiküste. In Sorrent werden die Passagiere mit Tenderbooten an Land gebracht und haben so auch vom Schiff aus immer einen herrlichen Blick auf die steilen Klippen der Stadt. Ein wirklich magischer Ort in Sorrent ist die traumhafte Terrasse des in einem zauberhaften Garten direkt an der Klippe gelegenen Grandhotels Excelsior Vittoria mit Blick auf das Schiff (Achtung: nur mit Vorreservierung und Konsumation möglich). Weitere Stationen der
Explora 2 sind Sizilien (Palermo), die schöne Altstadt von Cagliari auf Sardinien, Menorca, Palma de Mallorca und schließlich das quirlige Barcelona.

Acht Tage ab 4.985 Euro pro Person ohne Flug, August/September 2025

Der teuerste 7-Tage-Kreuzfahrt-Trip im Mittelmeer: Luxus auf der Ritz-Carlton Yacht

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In der Luxuskreuzfahrt gilt: Small is beautiful. Je weniger Passagiere, umso exklusiver, umso teurer. Die Ritz-Carlton Yacht Collection startete 2021 und besteht mittlerweile aus drei Schiffen. Das kleinste, die Evrima, hat maximal 298 Passagiere an Bord, das neueste und größte, die Luminara, befördert 452 zahlungskräftige Gäste. Selbstverständlich gibt es nur Suiten, die Standardsuiten (Kategorie: Terrace) messen allerdings nur rund 25 Quadratmeter. Den Gästen stehen fünf Restaurants zur Verfügung, man kann sich das Essen freilich auch vom eigenen Butler (in jeder Suitekategorie) ins Zimmer bringen lassen.

Der Name Ritz-Carlton geht übrigens auf einen Schweizer Bergbauernbuben zurück, der erst zum berühmtesten Hotelier und schließlich wahnsinnig wurde: auf César Ritz. Er managte ab 1898 das Ritz Paris und ab 1899 das Carlton Hotel in London. Heute hat die Firma damit nichts mehr zu tun, Ritz-Carlton ist eine Tochter des Mega-Hotelkonzerns Marriott.

Unser Routenvorschlag: an Bord der Evrima von Barcelona über Ibiza nach Cartagena, Marbella und Tanger nach Lissabon. Die exklusive Seefahrt schlägt in der einfachsten Kategorie, der Terrace Suite, mit rund 8.600 Euro ohne Anreise zu Buche, in der teuersten, der Owner Suite, ab rund 50.000 Euro. Termin: ab 14. Juni 2026.

Unter weißen Segeln: von Venedig nach Dubrovnik und zurück auf der Royal Clipper

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Sie ist das einzige Fünf-Mast-Vollschiff, das zurzeit auf den Weltmeeren kreuzt und laut Guinness-Buch der Rekorde das größte Segelschiff der Welt: die Royal Clipper. Seit 25 Jahren begeistert das in Polen ­gebaute und im Besitz des schwedischen Reeders Mikael Krafft befindliche Schiff Segler aus aller Welt. Natürlich sind die Kabinen klein: eine Außenkabine für zwei misst gerade einmal 13,5 Quadratmeter.
Es gibt sechs Innen-, 90 Außen-, zwei Deck-,
14 De-luxe-Kabinen mit Balkon und zwei luxuriöse Eigner-Suiten.

Aber die Royal Clipper bietet für ein Segelschiff
Erstaunliches. Sie verfügt zum Beispiel über eine Badeplattform, die am Heck heruntergelassen werden kann, eine Bibliothek und ein kleines Spa. Die Royal Clipper, die übrigens auch in der ARD-Serie „Unter weißen Segeln“ zu sehen war, kreuzt im Winter in der Karibik und im Sommer im Mittelmeer.

Unsere Empfehlung: von Venedig über Mali ­Losinj, Hvar, Dubrovnik, Kotor, Vis und Rovinj wieder zurück in die Lagunenstadt. 8 Tage ab 2.850 Euro (Außenkabine) ohne Anreise, ­Termine: Juli/August 2025.

Auszeit de luxe an der Côte d’Azur: Cruisen zu den Tummelplätzen des Jetsets

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Sie wurde im französischen Saint-Nazaire gebaut und 2013 vom Stapel gelassen: die berühmte Europa 2. Sie gilt nach diversen Rankings als bestes Kreuzfahrtschiff der Welt. Vielleicht, weil das Schiff nicht von einem Konzern, sondern von dem Schweizer Milliardär Otto Mihm konzipiert wurde, der sich zum Beispiel mehr ­öffentlichen Raum im Verhältnis zur Kabinenfläche wünschte als bei jedem
anderen Kreuzfahrtschiff.

Deshalb können sich die maximal 500 Passagiere (Crew: 370) über Weite, Raum und Eleganz erfreuen. Kein Gedränge, keine Warteschlangen, kein Liegenmangel, 1.000 Quadratmeter Spa, sieben Restaurants. 2015 verkaufte Mihm den Liner für 278 Millionen Euro an die Tui (Reederei Hapag-Lloyd).

Die Europa 2 ist ein rein deutschsprachiges Luxusschiff. Das wird von vielen Passagieren geschätzt. Nachteile: Andere Luxus-Kreuzfahrtschiffe haben inzwischen größere Standardkabinen (Suiten), auf der Europa 2 sind Getränke nicht inkludiert, Butler gibt es erst ab einer Kabinengröße von über 42 Quadratmetern.

Unser Tipp für eine kurze De-luxe-Auszeit auf der Europa 2: eine mondäne Seefahrt, die dort beginnt, wo sich die Reichen und die Schönen buchstäblich auf engstem Raum begegnen – im Steuerparadies Monaco, genauer in Monte-Carlo. Von hier aus bricht die Europa 2 zu den Tummelplätzen des Jetsets auf: nach Portofino, zur Insel Korsika, nach Saint-Tropez und nach Cannes. In Nizza ist dann Endstation.

5 Tage ohne Flug ab 3.170 Euro pro Person, Termine: Mai 2026.

Kreuzen im Spätherbst: Griechische Schönheiten und französische Küche

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Die Kreuzfahrtbranche ist fest in amerikanischer Hand, selbst da, wo man es nicht vermutet. Allein die größte Passagier-Reederei der Welt, Carnival, hält einen glo­balen Marktanteil von fast 45 Prozent und ist Eignerin u. a. von Costa, Aida, Cunard, Princess, Seabourn, Holland America, P&O.

Kreuzfahrten nur mehr amerikanisch – das geht gar nicht, fanden 1988 neun ­französische Marineoffiziere und gründeten gemeinsam die Compagnie du Ponant, benannt nach einer Inselgruppe an der französischen Atlantikküste. Inzwischen ­ge­hört Ponant dem französischen Milliardär und Kunstsammler François Pinault und
13 Ponant-Schiffe fahren stolz unter französischer Flagge. An Bord der Ponant-Jachten und Expeditionsschiffe mit maximal 294 Passagieren kann man fran­zö­sisches Flair und exquisite französische Küche genießen. Dazu kommt eine sehr große Routenvielfalt mit Destinationen auch in sehr abgelegenen Gebieten.

Unser Ponant-Tipp für das Mittelmeer führt nach Griechenland im milden Herbst der Ägäis. Die Le Bougainville legt dann in Piräus ab und es geht nach Skiathos, Volos, nach Thessaloniki, zum Berg Athos, nach Kavala, Limnos und schließlich über die Insel Hydra, wo einst Leonard Cohen seine Zelte aufschlug, zurück nach Piräus.

Acht Tage ab 4.280 Euro pro Person ohne Anreise,

Termine: Oktober/November 2025.