Reise – Smart Luxury

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Edle Luxusherbergen zu einem Bruchteil der normalen Preise. Begehrte Destinationen, aber ohne Touristenmassen. Gibt es das? Inspirationen für Anspruchsvolle, die nicht in der Hochsaison reisen müssen.  Text: Karl Riffert

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, schrieb einst Hermann Hesse, und das gilt auch für den Tourismus. Die ersten wohlhabenden Gruppenreisenden im 19. Jahrhundert hatten die Pyramiden von Gizeh für sich alleine. Die kleine Insel Bali wird heuer von fünf Millionen Touristen gestürmt. Bali-Besucher wie Charlie Chaplin hingegen stießen in den 30er-Jahren auf weniger als ein Viertel der heutigen Bevölkerung, auf fast keine Touristen. Die Zeiten haben sich geändert. Heute gibt es immer noch magisch schöne Orte wie die griechische Insel Santorin mit ihren 20.000 Einwohnern. Aber Santorin wird von zahllosen Kreuzfahrtschiffen und jährlich 3,4 Millionen Touristen gestürmt. Es gibt drei Gründe, antizyklisch zu reisen, und jedes Mal gilt es, einem Übel auszuweichen: Erstens geht es um die Flucht vor den Massen, zweitens um das Vermeiden von 30 Grad plus in der Hochsaison und drittens, wenn es die Spitzenhotellerie betrifft, um Luxus zum Schnäppchenpreis. Smart Luxury erfordert freilich eine gewisse Flexibilität.

Ultraluxus im schönsten Fjord Europas außerhalb des Nordens: One&Only Portonovi

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Die herrliche Bucht war der südlichste Zipfel von Österreich-Ungarn. Neben Venedig und Pola (heute Pula) war Cattaro, heute Kotor, der wichtigste Hafen der k. u. k. Marine. Die Bucht von Kotor ist ein rund 30 Kilometer langer Meeresarm in Montenegro, dem südlichsten Land an der adriatischen Küste vor Albanien. Tiefblaues Wasser, spektakuläre Gebirgszüge links und rechts und wunderschöne venezianisch geprägte Städtchen begeistern die Besucher. Im Sommer ankern rund 500 Kreuzfahrtschiffe in der Bucht, deren Passagiere sich dann durch die engen Gassen der Altstadt von Kotor drängen. Vom Spätherbst bis zum Frühlingsbeginn hingegen kann man die Bucht und ihre Schätze noch so erleben wie vor 30 Jahren, und dies bei milden Wintertemperaturen um die zwölf Grad. In Randsaisonzeiten wie Oktober und Mai zeigt das Thermometer immer noch 22 Grad bei ebenso hohen Wassertemperaturen.

Für Smart Luxury bietet sich das beste und teuerste Hotel Montenegros an. Es liegt in Portonovi und wird von der Ultraluxus-Hotelkette One&Only betrieben. Das Resort ist Teil eines Ein-Milliarden-Investments, das aus einer Marina für 150 Jachten und einer kleinen, umzäunten Nobelsiedlung für vermögende Investoren besteht (Wohnungen und Villen ab rund 700.000 Euro). Vorbild für Portonovi war das nicht weit entfernte, 2009 eröffnete Porto Montenegro, das auf dem Gelände des ehemaligen k. u. k. Marinehafens gebaut wurde und 650 Liegeplätze für Megajachten bietet. Das One&Only Portonovi ist eine Luxusoase mit 123 Zimmern und Suiten sowie zwölf Villen. Zusätzlich zum exklusiven, privaten Sandstrand mit Service gibt es sechs Pools, ein Chenot Espace Spa, ein wirklich großes beheiztes Innenbecken und drei Restaurants (montenegrinisch, italienisch, japanisch).

Die Zimmer sind alle mindestens 55 Quadratmeter groß und unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Aussicht, wobei jene mit Blick auf die Bucht am teuersten sind. Wenn wir teuer sagen, meinen wir auch teuer. Ein Standardzimmer, eigentlich eine kleine Suite (Eingangsbereich, Schlafzimmer, riesiges Bad, Terrasse), mit Blick auf die Boka-Bucht kostet in der Hochsaison 2.533 Euro/Nacht samt Frühstück. Im Oktober oder März sinkt der Tarif um mehr als die Hälfte auf 1.083 Euro. Das gleiche Zimmer, nur ohne Blick auf die Bucht, ist dann sogar schon um 435 Euro buchbar. Mit einem der vier hauseigenen Motorboote kann man sich in das in der Nebensaison nicht von Touristen überschwemmte UNESCO-Weltkulturerbe-Städtchen Kotor bringen lassen oder in das idyllische Perast mit seinen zwei malerischen Inseln im Fjord. Die Flugzeit von Wien beträgt etwas über eine Stunde (Tivat, Dubrovnik oder Podgorica). Ein Fahrer mit Limousine wartet dann schon.

www.oneandonlyresorts.com

Sizilien im Winter, aber in der elegantesten Villa der Stadt: Palermo und die Villa Igiea

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Sizilien ist die größte Insel im Mittelmeer und sie liegt nur 145 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt. Das merkt man an den Temperaturen. Selbst im Dezember klettert das Thermometer in der Regel auf über 15 Grad, und wenn im März der Frühling Einzug hält und die Insel in ein Blütenmeer verwandelt, kann man mit Tagestemperaturen von 22 Grad rechnen, wobei es aber in der Nacht bei zehn bis 15 Grad noch kühl bleibt. Perfekte Temperaturen also, wenn man sich mit den kulinarischen, musikalischen und historischen Schätzen Siziliens beschäftigen möchte. Agrigent zum Beispiel, die Kulturhauptstadt Italiens 2025, ist immer einen Ausflug wert. Hauptattraktion von Agrigent, das einst auch Goethe besucht hat, ist das Tal der Tempel vor der Stadt mit dem berühmten Concordia-Tempel. Es ist einer der schönsten und besterhaltenen griechischen Tempel überhaupt und wird von der UNESCO als Logo benutzt. Von Palermo aus kann man auch die wunderbare Kathedrale von Monreale besuchen, ein Meisterwerk normannischer Architektur. Auf Opernliebhaber wartet eine Vorstellung im drittgrößten Opernhaus Europas in Palermo. Sogar Skiifahren ist trotz milder Temperaturen in der Ebene möglich. Der Vulkan Ätna ist schließlich über 3.000 Meter hoch, und im Skigebiet Etna Nord – Linguaglossa warten zehn Kilometer Skipisten. Nicht zu vergessen: die sizilianischen Feste wie zum Beispiel der berühmte Carnevale di Acireale, der zwischen Jänner und Februar stattfindet. Palermo ist die meistbesuchte Destination der Insel. Fast 5,5 Millionen Touristen stürmen die Stadt pro Jahr. Den allermeisten davon entgeht man im Winter und auch die Hoteltarife machen dann Freude.

Unser Smart-Luxury-Ziel ist das eleganteste Hotel der Stadt: die Villa Igiea, eine Fünf-Sterne-Herberge mit 72 Zimmern und 25 Suiten, geführt von der Ultraluxus-Hotelgruppe Rocco Forte. Die Villa Igiea, die heuer zum ersten Mal auch den ganzen Winter geöffnet hat, ist ein prachtvolles Belle-Époque-Hotel inmitten üppiger Gärten mit Blick auf den Hafen von Acquasanta am Stadtrand von Palermo. Es gibt zwei Restaurants: das Florio und das zwanglose Alicetta am Pool sowie die Igiea Terrazza Bar mit einer hervorragenden Cocktailkarte. Die Villa Igiea ist wie eine Jugendstilfantasie; von außen gleicht sie einem Schloss mit Zinnen und Türmchen, innen ist sie voller Eleganz. Und so hat das Haus schon viele berühmte Gäste gesehen. Solche, die in den alten Zeiten noch mit dem Schiff kamen, wie der englische König Edward VII. Und die modernen Celebritys wie Taylor Swift, Ariana Grande, Victoria Beckham oder Denzel Washington, die per Privatflieger anreisen.

Kommen wir zu Smart Luxury: Eine Luxussuite mit Terrasse und Meerblick kostet im Juli schwindelerregende 5.790 Euro/Nacht, im Februar nur 3.190 Euro. Wer das noch nicht für ein Schnäppchen hält, bucht ein Doppelzimmer. Das kostet im August 1.285 Euro/Nacht, im Februar hingegen nur wohlfeile 435 Euro.

www.roccofortehotels.com

Kreta ohne Menschenmassen: Frühling im Fünf-Sterne-Resort Grecotel Amirandes

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Kreta ist die größte griechische Insel. Sie liegt rund 100 Kilometer südlich des Festlands und ist ein Touristenmagnet. Auf 600.000 Einwohner kamen im Vorjahr sechs Millionen Touristen. Die Nordküste, wo auch die Hauptstadt Heraklion und der wichtigste Flughafen liegen, ist touristisch sehr entwickelt – mit vielen Hotels, darunter einige mit fünf Sternen. Die Südküste hingegen ist noch eher ursprünglich. Kreta, die Heimat von Alexis Sorbas, eignet sich nicht wirklich für Partygänger, wohl aber für Strandurlauber (kilometerlange Sandstrände), Wanderer und Kulturinteressierte, die zum Beispiel vom 5.000 Jahre alten Palast von Knossos begeistert sind. Nicht immer ist beim Smart-Luxury-Reisen der Winter die beste Option. Auf Kreta, das im Sommer heiß und trocken ist, regnet es besonders im Dezember und Jänner jeden zweiten Tag. Empfehlenswert sind daher die Monate April und Mai sowie September und Oktober. Im Sommer pilgern zum Beispiel bis zu 4.000 Menschen täglich zur beeindruckenden Samaria-Schlucht im Südwesten der Insel, eine der längsten Europas. Bis zu 600 Meter hohe senkrechte Felswände säumen den Weg, aber in Wahrheit ist es ein Massenauflauf bei 30 Grad Sommerhitze. Im Frühling hingegen blüht Kreta, die Temperaturen sind mild, und selbst in der Samaria-Schlucht ist der Touristenstrom noch ein Bächlein. Wo sollte man als Luxusreisender die Koffer auspacken? Zum Beispiel im Fünf-Sterne-Hotel Amirandes, das 19 Kilometer von Heraklion entfernt liegt. Es ist eine großzügige Anlage mit einem schönen Sandstrand. 212 Zimmer, Suiten und Villen können gebucht werden. Das Grecotel Amirandes punktet mit Besonderheiten wie einem Schwimmbecken in Olympiagröße, einer Sammlung von Picasso-Originalen und Ayurveda-Spa-Behandlungen mit Therapeuten aus Kerala. Es gibt sieben Restaurants, zwei Bars, einen Kids Club und auch einen geheizten, wenn auch nicht besonders großen Indoorpool. Zehn Kilometer entfernt wartet ein 18-Loch-Golfplatz. Zum Palast von Knossos sind es 22 Kilometer. Das Amirandes ist eines von 40 Hotels der größten griechischen Hotelkette Grecotels, die Häuser in verschiedenen Kategorien von günstig bis Luxus im Programm hat. Dieses Prinzip gilt auch für das Amirandes selbst, wo es sowohl großzügig geschnittene Standardzimmer (mindestens 31 Quadratmeter) gibt wie auch einen räumlich getrennten Teil für die Villen. Das Filetstück dort: die Grand Royal Residence mit 378 Quadratmetern.

Wie stark unterscheiden sich die Preise in Haupt- und Nebensaison? Ein Luxuszimmer im Amirandes mit Meerblick (35 Quadratmeter) kostet im August 919 Euro/Nacht, in der Nebensaison 324 Euro. Unsere Empfehlung: Die Villa Amirandes Creta, 85 Quadratmeter auf zwei Etagen, mit Terrasse, Private Pool und Meerblick kommt im August auf 2.537 Euro/Nacht, im April auf 906 Euro, wobei aber noch 90 Euro zusätzlich für das Heizen des Private Pools auf 25 Grad verrechnet werden. Das Grecotel Amirandes öffnet übrigens erst ab 5. April. Buchbar etwa bei Ruefa (Preisbeispiel: sieben Nächte Villa Creta Ende April all inclusive um 5.936 Euro).

www.ruefa.at, www.grecotel.com